Dass Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund schulisch und akademisch einen geringeren Erfolg haben, ist nicht unbekannt und sorgt für viel Aufregung. Zu Recht. Häufiger verlassen sie die Schulen ohne Abschluss, bleiben sitzen und erzielen im Schnitt schlechtere Noten. Auch schafft es von ihnen nicht jeder an die Uni. Womit das zusammenhängt und was man dagegen tun kann, legen wir offen.
Migrationshintergrund ist nicht gleich Migrationshintergrund
Nach der allgemeinen Ansicht ist der schulische und akademische Erfolg geprägt von der ethnischen Herkunft, wobei ein Migrationshintergrund eine Benachteiligung ist. Das wird teilweise damit begründet, dass in der Familie fehlende Deutschkenntnisse herrschen. Oder damit, dass kaum Deutsch gesprochen wird und die Eltern den Kindern den Weg in die Wissenschaften eher versperren. Doch sind das wirklich abschließende Gründe, die diese These zu beantworten scheinen?
Die Antwort: Nein. Denn dies bedarf einer viel umfassenderen und differenzierteren Betrachtung und nicht bloß pauschalen Aussagen und Einzelfällen. Ein Migrationshintergrund als solcher ist (entgegen der Vorstellung vieler) nämlich für sich betrachtet kein Nachteil. Das liegt daran, dass es nicht pauschaliert werden kann. Natürlich gibt es immer wieder Fälle, in denen Kinder von einem akademischen Werdegang abgehalten werden. Doch viele Familien – gerade ausländische – sind sehr am beruflichen Erfolg ihrer Kinder interessiert. In vielen Ethnien und Kulturen macht sich das vor allem dadurch bemerkbar, dass dort auf das Studium bestimmte Disziplinen wie Rechtswissenschaften oder Medizin Wert gelegt werden. Gerade Schüler aus Gegenden wie Ostasien sind in vielen Bereichen herausragend.
Vor allem haben wissenschaftliche Studien und Auswertungen ergeben, dass Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund nicht deswegen Probleme in der Schule haben, weil sie aus solchen familiären Verhältnissen stammen, sondern weil sie eher abgeschottet sind von der hiesigen Gesellschaft und der Kultur. Doch auch die finanzielle Lage scheint eine große Rolle zu spielen. Denn Kinder, die in normalen bis guten finanziellen Verhältnissen aufwachsen, nehmen diese Probleme auch nicht so wahr wie Kinder, denen es finanziell nicht gut geht.
Was können Politik und Schule zur Verbesserung beitragen?
Diese Möglichkeiten bestehen
Das Beste, was Politik und Schule machen können, besteht darin, herkunftsbedingte soziale Nachteile zu kompensieren. Oder sie möglichst aus der Welt zu schaffen, wobei Letzteres eher schwierig erscheint. Konkret können und müssen vor allem die Schulen, die in sozialen Brennpunkten liegen, besser ausgestattet werden, indem qualifizierte Lehrkräfte unterrichten, mehr Fortbildungsangebote gemacht werden und eventuell auch Zusatzveranstaltungen und Angebote für Kinder vorliegen, die mehr Förderung brauchen. So wird das Problem nicht nur behandelt, sondern an der Wurzel gepackt. Das reine Ignorieren dieser Brennpunkte sorgt nämlich dafür, dass der Grad an Bildung abnimmt und Aspekte wie Kriminalität steigen.
Hierbei wird auch das Problem deutlich: Denn Kinder, die durchaus intellektuell in der Lage sind, ihre Begabungen zu nutzen und den akademischen Weg zu beschreiten, werden per se aufgrund ihrer Situation dazu gebracht, nichts unternehmen zu können.
Folgen einer Nichtbehandlung des Problems
Die individuellen und gesellschaftlichen Folgen bezüglich ethnischer Bildungsungleichheiten sind bei fehlender Prävention unterschiedlich. Der Bildungserfolg der Kinder und Jugendlichen betrifft viele Bereiche ihres Lebens. So sind in Deutschland Abschlüsse eng verbunden mit der späteren Weiterbildungsmöglichkeit an Universitäten und dem Finden von Arbeitsplätzen. Doch nicht nur die Berufswahl, sondern auch die Verdienst- und Aufstiegschance sind unausweichliche Folgen bei einer ungleichen Verteilung der Qualifikationen. Damit stellen die erworbenen Kompetenzen und Abschlüsse eine Zugangsvoraussetzung für das weitere berufliche Fortkommen dar, welches in erheblichem Maße über die spätere Lebensqualität entscheidet.