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StartWirtschaftslexikonAnderskosten • Definition und Abgrenzung zu Grundkosten, Anderskosten und Zusatzkosten

Anderskosten • Definition und Abgrenzung zu Grundkosten, Anderskosten und Zusatzkosten

Anderskosten sind ein zentrales Konzept im betrieblichen Rechnungswesen und der Kosten- und Leistungsrechnung. Sie spielen eine entscheidende Rolle bei der Kalkulation und Bewertung von betrieblichen Leistungen. Und sie ermöglichen es Unternehmen, ein realistischeres Bild der tatsächlichen Kosten zu erhalten. Im Gegensatz zu den sogenannten „Grundkosten“, die in der Finanzbuchhaltung und in der Kostenrechnung gleichartig erfasst werden, stellen Anderskosten eine spezielle Kategorie dar, die in der Kostenrechnung anders bewertet wird als in der Finanzbuchhaltung.

In der Praxis begegnen Unternehmen diese Kostenart häufig bei der Erfassung von Abschreibungen, kalkulatorischen Zinsen oder Eigenkapitalverzinsungen. Diese Kostenarten können in der internen Kostenrechnung anders angesetzt werden als in der externen Finanzbuchhaltung. Die Differenzierung zwischen den tatsächlichen buchhalterischen Kosten und den kalkulatorisch bewerteten Anderskosten ist essenziell, um die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit eines Unternehmens zu analysieren und fundierte Entscheidungen zu treffen.

Sind Anderskosten interne kalkulatorische Kosten?

Anderskosten sind Kosten, die im internen Rechnungswesen anders bewertet werden als in der externen Finanzbuchhaltung. Sie entstehen, wenn ein Unternehmen bestimmte Ausgaben in der Kostenrechnung zu anderen Werten ansetzt, um eine realitätsnähere Abbildung der tatsächlichen betrieblichen Kosten zu erreichen. Anderskosten gehören zu den kalkulatorischen Kosten und sind Bestandteil der sogenannten „neutralen Kosten“. Sie werden verwendet, um betriebswirtschaftliche Analysen, insbesondere im Bereich der Produktkalkulation, der Kostenstellenrechnung und der Deckungsbeitragsrechnung, aussagekräftiger zu gestalten.

Beispiele für Anderskosten

Ein klassisches Beispiel für Anderskosten sind Abschreibungen. In der Finanzbuchhaltung müssen Abschreibungen gemäß steuerlichen und handelsrechtlichen Vorschriften vorgenommen werden, was oft zu starren und festgelegten Abschreibungszeiträumen führt. In der Kostenrechnung hingegen kann das Unternehmen die tatsächliche Wertminderung eines Vermögensgegenstands anders kalkulieren, um die Kosten realistischer abzubilden. Hier setzt die Kostenrechnung beispielsweise eine kürzere Nutzungsdauer für eine Maschine an, um den tatsächlichen Wertverlust besser darzustellen.

Abgrenzung der Anderskosten zu Grundkosten und Zusatzkosten im Rechnungswesen

Im Rahmen der Kostenrechnung unterscheidet man zwischen Grundkosten, Anderskosten und Zusatzkosten. Während Grundkosten sowohl in der Finanzbuchhaltung als auch in der Kostenrechnung identisch erfasst werden, sind Anderskosten ausschließlich in der Kostenrechnung vorhanden und weichen in ihrer Bewertung von den in der Finanzbuchhaltung erfassten Kosten ab. Anderskosten stellen somit eine besondere Form der kalkulatorischen Kosten dar, da sie bereits in der Buchhaltung existieren, aber in der Kostenrechnung anders bewertet werden.

Zusatzkosten hingegen sind Kosten, die ausschließlich in der Kostenrechnung entstehen und in der Finanzbuchhaltung überhaupt nicht vorkommen. Ein typisches Beispiel für Zusatzkosten sind kalkulatorische Unternehmerlöhne in Einzelunternehmen oder kalkulatorische Eigenkapitalzinsen. Anderskosten unterscheiden sich von diesen Zusatzkosten, da sie auf Kostenarten basieren, die in der Buchhaltung bereits bekannt sind, jedoch in ihrer Höhe abweichen.

Die Unterscheidung zwischen Anders- und Zusatzkosten ist essenziell, um eine präzise Kostenstruktur innerhalb des Unternehmens abzubilden und fundierte Managemententscheidungen treffen zu können. Durch die Anpassung der Kostenbewertung in der internen Kostenrechnung erhält das Unternehmen ein klareres Bild seiner tatsächlichen betrieblichen Leistungsfähigkeit und kann beispielsweise Investitionsentscheidungen besser beurteilen.

Praktische Anwendung und Abschreibung von Anderskosten in der Gewinn- und Verlustrechnung

Die Anwendung von Anderskosten ist besonders relevant in der betrieblichen Praxis, insbesondere bei der Kalkulation von Produkten und Dienstleistungen. Unternehmen setzen Anderskosten ein, um eine genauere Abbildung der betrieblichen Wertschöpfung zu erreichen. Dies ist wichtig, um die Produktpreise, die Rentabilität von Projekten oder die Wirtschaftlichkeit von Unternehmensbereichen korrekt zu berechnen und darzustellen. Anderskosten beeinflussen damit unmittelbar die Steuerung und Planung innerhalb des Unternehmens.

Ein häufiges Einsatzfeld von Anderskosten ist die Abschreibung von Maschinen, Anlagen oder Gebäuden. In der Finanzbuchhaltung werden diese Vermögenswerte häufig über gesetzlich vorgeschriebene Zeiträume abgeschrieben, die nicht immer den tatsächlichen Wertverlust widerspiegeln. Die Kostenrechnung erlaubt jedoch eine abweichende Kalkulation, um die wirtschaftliche Realität besser abzubilden. Ein Unternehmen kann beispielsweise entscheiden, die Nutzungsdauer einer Maschine auf fünf Jahre zu verkürzen. Obwohl die steuerliche Abschreibungsfrist zehn Jahre beträgt. In der Kostenrechnung werden somit höhere Abschreibungen angesetzt, um die tatsächlichen Kosten realistischer widerzuspiegeln.

Ein weiteres Beispiel sind kalkulatorische Zinsen. In der Finanzbuchhaltung werden Fremdkapitalzinsen auf Grundlage der tatsächlichen Zinsaufwendungen erfasst. Die Kostenrechnung hingegen kann diese Zinsen anders kalkulieren, um den realen Kapitalbedarf des Unternehmens abzubilden. Wenn ein Unternehmen beispielsweise ein Darlehen zu einem festen Zinssatz aufgenommen hat, aber die marktüblichen Zinsen in der Zwischenzeit gestiegen sind, kann es sinnvoll sein, in der Kostenrechnung den aktuellen Marktzinssatz als Anderskosten anzusetzen, um die Kapitalkosten realistisch zu bewerten.

Vorteile der Verwendung von Anderskosten

Die Verwendung von Anderskosten bietet Unternehmen zahlreiche Vorteile. Einer der wichtigsten Aspekte ist die Möglichkeit, eine realitätsnahe Kosten- und Leistungsrechnung zu erstellen. Sie sorgen dafür, betriebliche Vorgänge und Investitionen präziser zu bewerten, indem sie den tatsächlichen wirtschaftlichen Wertverlust und die betrieblichen Kapitalkosten berücksichtigen. Dies führt zu einer genaueren Kalkulation der Preise und einer besseren Steuerung der Unternehmensressourcen.

Darüber hinaus helfen Anderskosten bei der langfristigen Planung und Kontrolle. Durch die Anpassung der Kostenbewertung können Unternehmen eine fundierte Investitionsrechnung durchführen und besser einschätzen, ob bestimmte Projekte oder Anschaffungen wirtschaftlich sinnvoll sind. Insbesondere in Branchen mit hohen Investitionskosten, wie dem Maschinenbau oder der Fertigungsindustrie, spielen Anderskosten eine entscheidende Rolle bei der Bewertung von Wirtschaftsgütern und der Planung der Kostenstruktur.

Anderskosten sind somit ein wertvolles Instrument im internen Rechnungswesen, da sie eine realistische Einschätzung der betrieblichen Kosten ermöglichen. Sie tragen dazu bei, eine transparentere und aussagekräftigere Kostenrechnung zu erstellen. Diese erlaubt es dem Management, fundierte Entscheidungen zu treffen und die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens zu optimieren.

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