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Giffen-Gut – Definition, Beispiele und warum teurer manchmal mehr ist

Angebot und Nachfrage – zwei der zentralsten Begriffe in der Wirtschaft. Sie lassen sich mit dutzenden Formeln berechnen und Parametern bestimmen. Die Basis dahinter ist jedoch einfach: hohe Preise = geringe Nachfrage und niedrige Preise = große Nachfrage. Ein Phänomen, bei welchem diese simple Regel aussetzt, ist das Giffen-Gut. Hier gilt: hohe Preise = große Nachfrage und niedrige Preise = geringe Nachfrage. 

Die Gründe für diesen Ausbruch aus der Norm sind verschieden und wir möchten sie in unserem Wirtschaftslexikon besser erklären. Zum einen können besondere Güter eine Erklärung sein, zum anderen gibt es vier Effekte, die das Phänomen erklären. 

Zugrundeliegende Merkmale, Definition, Mindmap und gute Beispiele zum Giffen-Gut

Die meisten Giffen-Güter sind inferiore Güter. Das bedeutet, dass die Nachfrage nach diesen Gütern sinkt, wenn das Einkommen des Konsumenten ansteigt. Das liegt daran, dass der Verbraucher sich teurere Alternativen leisten kann und möchte, wenn er nicht unbedingt nur ein Existenzminimum zur Verfügung hat. 

Ein Beispiel dafür sind Lebensmittel. Jemand mit geringerem Einkommen kauft eher die Eigenmarken der Supermärkte, um Geld zu sparen. Wenn die Einnahmen dieser Person nun ansteigen, neigt sie in der Regel dazu, auch mal zu den teureren Markenprodukten zu greifen. 

Andersherum sinkt also die Nachfrage nach einem bestimmten Produkt, wenn der Preis sinkt. Dieser Rückgang bei den Nachfragen kann ebenfalls einen Einkommensanstieg auslösen, aber auch der Verlust des Vertrauens in ein Produkt. 

Wenn beispielsweise ein Waschmittel, das schon seit langer Zeit 5 Euro kostet, auf einmal nur noch einen Preis von 3 Euro hat, überlegt der Konsument, woran das liegen könnte. Ist ein Preisnachlass immer positiv zu werten? Meist wird dann die Qualität infrage gestellt und eine neue, schlechtere Formulierung der Ware vermutet, weshalb die Nachfrage nachlässt und auf alternative Produkte ausgewichen wird. 

Doch nicht nur ein Einkommensanstieg kann der Grund für das Entstehen eines Giffen-Guts sein. Grundnahrungsmittel wie Brot und Reis sind oft auch Giffen-Güter. 

Zum Beispiel hat ein Student 5 Euro am Tag zur Verfügung, um Essen zu kaufen. Er kauft Brot für 2 Euro und Fleisch für 3 Euro. Wenn die Lebensmittel teurer werden, kauft er für seinen Haushalt in der Praxis vermutlich mehr Brot, da Fleisch nicht mehr seinem Budget entspricht. Somit steigt die Nachfrage nach Brot, obwohl es zur Preiserhöhung kam. 

Giffen-Güter – viermal Giffen-Effekt

Das Giffen-Gut-Phänomen kann man unter anderem durch vier Effekte erklären:

  1. Prestige-Effekt: Das gekaufte Produkt ist eine Art Statussymbol. Deshalb wird beispielsweise der teure Sportwagen gekauft, obwohl es günstigere Alternativen gäbe. Die Nachfrage ist in dem Fall hoch, weil der Preis hoch ist.
  2. Snob-Effekt: Dieser Effekt beschreibt Fälle, bei denen etwas gekauft wird, weil es selten ist. Eine seltene Münze zum Beispiel findet bei Sammlern Abnehmer, die bereit sind, hohe Preise dafür zu bezahlen. Die Nachfrage steigt demnach mit dem Preis an, weil das seltene Produkt als wertvoll empfunden wird.
  3. Mitläufer-Effekt: Oftmals begegnet man bei den Giffen-Gütern dem sogenannten Mitläufer-Effekt. Wenn alle die teuren Sneaker haben, dann möchte der Konsument sie ebenfalls tragen, um dazuzugehören. Also steigt auch dann die Nachfrage, selbst falls sich der Preis erhöht.

  4. Qualitätseffekt: Teure Produkte werden oft als qualitativ hochwertiger eingeordnet. Auch wenn diese Artikel nicht unbedingt besser sind, ist der Qualitätseffekt ein Grund für eine steigende Nachfrage trotz des hohen Preises. Der Konsument ist der Meinung, dass er für das viele Geld etwas Besseres bekommt. 

Wie Unternehmen Giffen-Güter nutzen

Viele Firmen nutzen die vier Effekte, um ihre Produkte teurer auf den Markt bringen zu können. Sie werden gezielt im Marketing eingesetzt, um die Nachfrage wegen des hohen Preises zu steigern. 

Einige Unternehmen arbeiten mit einer geringen Stückzahl und bewerben das Produkt als limitierte Sonderedition, andere werben mit hoher Qualität – nach dem Motto “Qualität hat ihren Preis”. 

Vor allem viele Luxusmarken nutzen auch den Prestige-Effekt für sich, indem sie ihr Produkt als Statussymbol vermarkten. Je teurer, desto besser, denn es wird auf Kunden mit viel Geld gesetzt.

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